Freitag, 29. August 2014

Erste Million der neuen Tiroler Forschungsförderung wurde bewilligt

Kräftig aufgestockt wurde heuer die Wissenschaftsförderung des Landes: Im Rahmen eines Zukunftspaketes für das Forschungsland Tirol beschloss die Landesregierung im Frühjahr, in Kooperation mit dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) des Bundes jährlich bis zu sieben Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Der Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF) war bis dahin mit 800.000 Euro dotiert. Vier Millionen Euro davon finanziert das Land.

Ein wissenschaftlicher Beirat unter der Präsidentschaft des Landeshauptmannes entscheidet, welche Vorhaben unterstützt werden. LH Günther Platter dazu: „Gemeinsam wollen wir Tirol zu einer Hochburg für Forschung und Wissenschaft ausbauen und nehmen dafür in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand. Mit dem neuen Forschungsfonds wollen wir insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen und dabei die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes nachhaltig stärken.“

FWF-Vizepräsident Alan Scott nahm an der konstituierenden Sitzung in Innsbruck teil: „Der FWF dient der Weiterentwicklung der Wissenschaften auf hohem internationalen Niveau. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit, die dem Land Tirol die Möglichkeit eröffnet, exzellente Forschungsprojekte auf Basis der FWF-Qualitätssicherung zu unterstützen und somit einen Beitrag für den Wissenschaftsstandort zu leisten.“


„Die Ankündigung, noch heuer mit der Ausschüttung dieses Geldes an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -forscher in Tirol zu beginnen, haben wir umgesetzt“, berichtet LR Bernhard Tilg jetzt nach der ersten TWF-Beiratssitzung im Landhaus in Innsbruck: „Rund eine Million Euro wurde bereits für vier äußerst vielversprechende Projekte aus dem Bereich der Ionen- und Experimentalphysik, der Geologie und der Biochemie bewilligt.“

Diesem Gremium gehören auch LHStvin Ingrid Felipe sowie Wissenschaftslandesrat Tilg als Vorsitzender an. Ebenso sind darin Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, sowie Helga Fritsch als Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck vertreten. Weitere Mitglieder sind MED-EL-Unternehmerin Ingeborg Hochmair-Desoyer sowie Christian Keuschnigg, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien.

Außerdem nahmen an der konstituierenden Sitzung Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck und Friedrich Roithmayr, Vizerektor der Universität Linz teil.

„Das Arbeitsklima in dieser Sitzung war äußerst konstruktiv“, freut sich LR Tilg: „Das Forschungsland Tirol ist in der glücklichen Lage, ausgezeichnete wissenschaftliche Projekte mit einer ausgezeichneten Förderung zu unterstützen.“  So sei die Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der wissenschaftlichen Forschung in Tirol weiterhin möglich. Außerdem werde jüngeren ForscherInnen eine echte Berufsperspektive geschaffen, so Tilg: „Die besten Köpfe im Land sollen nicht abwandern, sondern Tirol erhalten bleiben.“

Vier bewilligte Projekte

Alexandra Lusser - „Cytosinmethylierung als neuer Mechanismus zur Regulation von lncRNAs“ (Einzelprojekt)

Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit einer besonders interessanten Spezies der Ribonukleinsäure RNA, dem „Molekül des Lebens“,  ist die Klasse der langen, nicht kodierenden RNAs (lncRNAs). Spezielle Enzyme, also für unseren Stoffwechsel unentbehrliche Eiweißmoleküle, versehen den Baustein Cytosin der Erbsubstanz DNA mit einer Methylgruppe. Dabei entsteht Methylcytosin: Befunde deuten darauf hin, dass diese Cytosinmethylierung die Interaktion zwischen lncRNAs und ihren Proteinpartnern regulieren könnte. Diese Aktivität betrifft letztlich alle Prozesse des Lebens. Daher werden die Ergebnisse dieser Studien zu einem tieferen Verständnis verschiedenster zellulärer Vorgänge wie Zellzyklus, Entwicklung und Differenzierung führen. Außerdem werden Einblicke in die Entstehung  und Therapie von Erkrankungen möglich.

Gina Elaine Moseley
– „Klima im MIS 11 im Vergleich zu MIS 1 in den Alpen“ (Hertha Firnberg-Programm)

Tropfsteine werden im Rahmen eines geologischen Projektes untersucht. Höhlen stehen zumeist in mehr oder weniger ausgeprägter Kommunikation mit der Erdoberfläche. Tropfsteine gelten daher als Zeitzeugen der Vorzeit. Auch ein besseres Verständnis der Klimaentwicklung ermöglicht die Erforschung von dort vorkommenden alpinen Tropfsteinen. Diese arbeiten nämlich wie „Klimaschreiber“ vergangener Erdzeitalter: Sie können genau datiert werden, sind weit verbreitet und bieten die Möglichkeit, hochauflösende Klimadatensätze nicht nur zur Temperatur, sondern auch zu Niederschlag, Trockenheit und veränderter Vegetation auszulesen.

Ana Predojevic – „Verschränkung von Photonen mithilfe von Quantenpunkten“ (Elise Richter-Programm)

Dieses Forschungsprojekt ermöglicht, dass eine Forscherin aus Großbritannien ihr Forschungsprogramm an der Innsbrucker Quantenphysik fortsetzt. Mit diesem Programm wird die internationale Vernetzung der Forschung am Standort Innsbruck unterstützt und verstärkt. Quanteneffekte in der modernen Informationstechnologie werden immer wichtiger. Ursache hierfür sind die immer kleineren Abmessungen der elektronischen Bausteine, die mit milliardstel Metern in den Bereich von atomaren Strukturen vordringen. Die Quantenkommunikation über globale Glasfasernetzwerke ist auf verlässliche Träger für Quanteninformation angewiesen. Dafür werden gut kontrollierbare Photonenquellen benötigt. Heute gängige Quellen aus Halbleiterkristallen erzeugen die Lichtteilchen relativ unkontrolliert, auch sind die bisher verwendeten Einzelphotonenquellen mit hohem technischem Aufwand verbunden. Die von ForscherInnen der Universität Innsbruck verwendete Methode zu Erzeugung von Photonenpaaren in Quantenpunkten ist demgegenüber sehr gut kontrollierbar und deutlich weniger aufwändig: Der Verschränkung der Photonen mithilfe von Quantenpunkten wird in diesem Projekt auf den Grund gegangen.

Ewelina Szymanska-Skolimowska  -„Anwendung von VSI-Technik auf Helium Tröpfhen“ - (Lise Meitner-Programm)

Heliumtröpfchen verfügen über außergewöhnliche Eigenschaften in der Funktion als homogene, ultrakalte und schwach wechselwirkende Matrix. Wie werden aber massearme Ionen von großen Heliumtröpfchen ausgestoßen? Das Ziel dieses Forschungsprojektes aus der Ionenphysik ist eine Geschwindigkeitsabbildungstechnik, um die Kinetik der elektroneninduzierten Ionenbildungsprozesse in reinem Helium-Tröpfchen zu untersuchen. Mittels eines neu zu entwickelnden Flugspektrometers werden direkte Informationen darüber möglich: die Beweglichkeit der Ionen innerhalb von Heliumtröpfchen und ihre Extraktion aus diesen sowie die kinetischen Energien der Ionen-Fragmente. Ein eigenes, neu zu entwickelndes Spektrometer wird die Untersuchung der Geschwindigkeitsverteilung bzw. der kinetischen Energie geladener Teilchen möglich machen.

Der Beirat beschloss einstimmig, dass seitens des Landes Tirol gemäß der Förderempfehlung des FWFs alle vier Projekte mit einer Fördersumme von insgesamt € 1.020.369,4 über vier Jahre gefördert werden. 50 Prozent der Förderkosten übernimmt dabei das Land Tirol und 50 Prozent übernimmt der FWF aus Mitteln der Nationalstiftung.


Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung - Öffentlichkeitsarbeit

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